22.10.2021 09:37

Sturm

Einen Tag zu spät komme ich endlich in den Spreepark – gestern war Sturm in Berlin und der Park gesperrt. Auch die Wachleute mussten den ganzen Tag im Haus beim Eingangstor bleiben. Auf die Aufnahmen des Sturmgeschehens bin ich gespannt. Auch heute darf ich nicht alleine durch den Perimeter streifen, da Gefahr durch herabfallende Äste droht. Einer der Wachmänner begleitet mich, er trottet zum Glück einigermaßen diskret ein paar Meter hinter mir her und ich kann ungestört meine Fotos schießen und die Recorder warten.

Das ehemalige Restaurant ist nun mit Plastikblachen eingehüllt, da die Stahlträger gestrichen werden. Es ist mein zweitletzter Besuch im Spreepark, noch fehlt der Winter – ich habe meine Arbeit hier im Herbst 2020 aufgenommen. Coronabedingt konnte ich den ganzen letzten Winter und Frühling nicht im Park fotografieren, deswegen existieren von diesem Zeitraum nur die Wildkamera-Bilder.

Der Park hat den Sturm relativ unbeschadet überstanden, ein paar größere Äste sind angebrochen und liegen auf den Wegen. Und wiederum stelle ich mir die Frage, wie wohl die Vegetation der Zukunft aussehen wird. Vielleicht kleinwüchsiger, damit sie vermehrt auftretende Stürme besser übersteht? Eventuell dichtere Vegetationspatches, wo sich die Gemeinschaften gegenseitig gegen ein Umkippen und Abbrechen schützen? Die Robinie etwa – auch Scheinakazie genannt, gilt als invasiver Neophyt. Ihr Holz ist extrem zäh und wetterbeständig, es wird vermehrt in Holzkonstruktionen auf Spielplätzen verwendet.

Kürzlich habe ich für mein Projekt „Hemerochoria“ die Nutzung in den Heimatländern von Pflanzen recherchiert, die bei uns als invasive Neophyten gelten. Japanischer Knöterich, Kudsu, Hanfpalme usw. sind allesamt Nutz- und Heilpflanzen. Die Vegetation der Zukunft wird so wohl auch die menschliche Kultur verändern und bestimmen – Nahrung, Medizin, und Bauen.